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Russland schickt nächste Sojus ins All: Für sichere Rückkehr der ISS-Raumfahrer

Nachdem im Dezember am Kühlsystem des russischen Sojus-Raumschiffs MS-22 ein Leck entdeckt worden war, kehrt es unbemannt zurück. Die drei auf der ISS gestrandeten Raumfahrer werden mit der Sojus MS-23 abgeholt. Sie soll am 20. Februar starten.
Russland schickt nächste Sojus ins All: Für sichere Rückkehr der ISS-RaumfahrerQuelle: www.globallookpress.com © NASA

Nach Wochen der Unsicherheit und Klärung der Schäden steht nun fest, dass die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos zur Rückkehr von drei auf der Raumstation ISS arbeitenden Raumfahrern ein weiteres Sojus-Raumschiff entsenden wird. Demnach werden die beiden Kosmonauten Sergei Prokopjew und Dmitri Petelin sowie der NASA-Astronaut Francisco Rubio statt in der Landekapsel des leckgeschlagenen Raumschiffs Sojus MS-22, mit dem sie im vergangenen September an der ISS andockten, mit dem Raumschiff Sojus MS-23 den Rückflug antreten, teilten Roskosmos und die US-Raumfahrtbehörde NASA am Mittwoch auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit.

Das nächste Sojus-Raumschiff wird am 20. Februar vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan starten und für die Rückkehr das beschädigte Sojus-Raumschiff MS-22 ersetzten. Dieses Raumschiff koppelte am 21. September nur drei Stunden nach dem Start in Baikonur an das Rasswet-Modul des russischen ISS-Segments an. Am 15. Dezember 2022 wurde bei den Vorbereitungen für einen geplanten Außeneinsatz im Weltraum von zwei russischen Kosmonauten, ein erhebliches Kühlmittelleck entdeckt. Dabei stellte sich heraus, dass das Kühlmittel des Raumschiffs offenbar vollständig entwichen war, sodass die Sojus MS-22 nicht mehr sicher funktioniert. Seitdem bestand daher die dringende Frage nach der Flugtauglichkeit der Landekapsel des Raumschiffs, da es nach Angaben von Roskosmos und auch der NASA als zu riskant angesehen wurde, das Kühlsystem von MS-22 im Orbit reparieren zu wollen.

"Das Hauptproblem bei der Landung mit der aktuellen Sojus sind die thermischen Bedingungen", sagte Sergei Krikaljow, selbst ein erfahrener russischer Kosmonaut und derzeit Roskosmos-Direktor für bemannte Raumfahrtsysteme, während der Pressekonferenz. "Da wir die Fähigkeit zur Wärmeabfuhr in der Sojus verloren haben, kann es im Falle mit Besatzung und eingeschalteter Technik zu hohen Temperaturen im Gerätesegment und in der Landekapsel für die Besatzung der Sojus kommen. Die Temperaturen im Inneren der Sojus könnten bei der rund sechsstündigen Rückkehr zur Erde bis zu 40 Grad Celsius erreichen." Er fügte hinzu, dass auch die Luftfeuchtigkeit in dem engen Raum der Kapsel übermäßig ansteigen würde. 

"Temperaturen in diesen Bereichen wären für die Besatzung nicht gesund."

Angesichts dessen fehlt es der dreiköpfigen Crew nun derzeit an einem intakten Raumschiff für die Rettung in einem Notfall. Damit Prokopjew, Petelin und Rubio sicher zurück zur Erde gebracht werden können, prüften die russische Raumfahragentur Roskosmos und die NASA  alle denkbaren Optionen, darunter auch, eine Dragon-Kapsel des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX als Ersatz für die Sojus MS-22 zu verwenden. Die von Elon Musks Unternehmen entwickelte Crew Dragon vom Typ Dragon 2 ist aktuell an der ISS angedockt. Dieses Raumschiff hatte im Oktober die vier anderen derzeitigen ISS-Besatzungsmitglieder – die US-Astronauten Nicole Mann und Josh Cassada, die russische Kosmonautin Anna Kikina und den japanischen Astronauten Kōichi Wakata – zur Raumstation ISS gebracht.

Allerdings bietet die Crew Dragon nicht genügend Platz, da sie lediglich für maximal vier Raumfahrer konzipiert ist, als etwa für die vier Besatzungsmitglieder, die sie als SpaceX Crew-5-Mission zur ISS brachte. Rubio und seine russischen Kameraden werden deshalb nun demnächst an Bord der Sojus MS-23 zur Erde zurückkehren. Wann genau das sein wird, ist derzeit noch nicht festgelegt. Ursprünglich war der Rückflug der beiden Russen und des US-Amerikaners für März angesetzt.

"Wir bezeichnen dies nicht als Rettungs-Sojus", betonte Joel Montalbano, der NASA-Programmmanager für die Raumstation, am Mittwoch gegenüber Reportern. "Ich nenne es eine Ersatz-Sojus. Es handelt sich um die nächste Sojus, die im März fliegen sollte. Sie wird nur ein wenig früher fliegen." Die Sojus MS-23 sollte ursprünglich im März eine neue Besatzung zur Station bringen. Diese Besatzung muss nun auf die Fertigstellung einer weiteren neuen Sojus, MS-24, warten.

Für die ursprünglich mit dem Raumschiff Sojus MS-22 angereiste Besatzung bedeutet das gleichzeitig, dass sich deren Aufenthalt auf der ISS um einige Monate verlängern wird. "Das Tolle an unseren Crews ist, dass sie bereit sind zu helfen, wo immer wir sie darum bitten", erklärte Montalbano. "Sie sind bereit, bis zum Start im September zu bleiben, falls das der Fall sein sollte. Wenn sie früher gehen und der Starttermin vorverlegt wird, dann sind sie bereit, früher nach Hause zu kommen." Scherzhaft fügte er hinzu: 

"Vielleicht muss ich ihnen zur Belohnung noch etwas Eiscreme einfliegen."

Dennoch laufen derzeit auch die Vorbereitungen für einen potentiellen Notfall weiter. Demnach arbeiteten die beiden Raumfahrtagenturen gemeinsam mit SpaceX an Plänen für den Fall, dass die Raumfahrer der Sojus MS-22 oder die gesamte Besatzung der ISS zur Erde zurückkehren müssten, bevor das nächste Sojus MS-23-Schiff andockt. Montalbano antwortete darauf, dass es im absoluten Notfall auch möglich sei, dass die Sojus-Besatzung im Frachtraum der Dragon-Kapsel von der derzeitigen Mission SpaceX Crew-5 untergebracht wird. Das würde jedoch nur notwendig werden, wenn die ISS wegen eines komplexen Notfalls vollständig evakuiert werden müsste.

Das beschädigte Raumschiff wird voraussichtlich im März also ohne Besatzung zur Erde zurückgeschickt werden und dabei Resultate einiger Experimente und sonstige Ladung transportieren. "Die beschädigte Sojus-MS-22-Kapsel ist zwar für den Transport einer menschlichen Besatzung ungeeignet, wird aber dennoch zu einer nominalen Landung in der kasachischen Steppe geführt", erläuterte dazu Krikaljow. "Diese Landung wird mehrere Wochen nach der Ankunft der Ersatz-Sojus MS-23 an der Station erfolgen." Zuvor soll die ISS-Besatzung jedoch ihre Ausrüstung aus dem Raumfahrzeug bergen, die dann an Bord der Ersatz-Sojus gebracht werden soll, wenn diese angedockt ist.

Krikaljow betonte auch, dass es in der Vergangenheit durchaus schon ähnliche Fälle gegeben hat, dass etwa Astronauten wegen Problemen mit dem Space Shuttle der NASA nicht wie geplant zurückfliegen konnten und später mit einer Sojus-Landekapsel sicher zur Erde zurückgebracht wurden. Die jetzt gefundene Variante sei wohl wahrscheinlich die beste Lösung für das Problem.

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