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Chef der Internationalen Energieagentur kritisiert deutsche Energiepolitik

Der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, kritisiert in einem Interview den deutschen Atomausstieg und spricht gleichzeitig eine Warnung an Europa aus. Es sei verfrüht, die Energiekrise schon als gelöst abzuhaken, so Birol.
Chef der Internationalen Energieagentur kritisiert deutsche EnergiepolitikQuelle: AFP © Ina Fassbender

Der Chef der Internationalen Energieagentur, Fatih Birol, warnt vor einer möglichen Energiekrise im nächsten Winter, aufgrund einer Flüssiggasknapphei und kritisiert den deutschen Atomausstieg.

Vor dem Hintergrund der Energiekrise in Europa kritisierte der IEA-Direktor den deutschen Atomausstieg: "Ich wünschte, es gäbe die Möglichkeit, die Laufzeiten bei Bedarf deutlich stärker zu verlängern", so Birol in einem Interview mit dem Handelsblatt am Dienstag.

Wenn es technisch möglich sei und die Bevölkerung es akzeptiere, sollte Atomstrom eine Option sein, so Birol. Zwar entscheide die Regierung, doch der IEA-Direktor verwies auf ähnliche Diskussionen, die er mit Belgien geführt hat.

Jetzt habe die belgische Regierung die Laufzeiten der Atomkraftwerke um zehn Jahre verlängert. Zu den neuen LNG-Terminals in Deutschland sagte Birol:

"Das Terminal in 200 Tagen zu bauen, war wirklich rekordverdächtig. Nicht mehr so rekordverdächtig ist es, wenn man die 20 Jahre davor mitzählt."

Zudem warnte er vor Engpässen bei LNG-Gas:

"Die Terminals zu haben bedeutet übrigens noch lange nicht, dass man auch das Gas hat. (…) Wenn die chinesische Wirtschaft wieder anspringt, wird es nicht leicht, die geplanten Mengen auf dem Weltmarkt zu kaufen."

Biral sprach in dem Interview auch eine grundsätzliche Warnung an die Europäer aus, die Energiekrise vorschnell als beendet zu erklären.

"Der nächste Winter bereitet mir Sorgen", sagte Birol und fügte hinzu:

"Kein russisches Gas, Chinas Comeback als Importeur, wenig Angebotszuwachs: Diese drei Faktoren machen den nächsten Winter zur Herausforderung."

Viele Regierungen seien froh über den bislang relativ milden Verlauf in der Krise. "Aber ich fürchte, dass sie ein bisschen zu froh sind", betonte Birol.

Birol zufolge müsse Europa den Gasverbrauch weiter senken und gleichzeitig neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien neue Gas-Lieferanten finden. Zudem müsse es selbst in die Förderung kritischer Mineralien einsteigen.

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