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Im Konflikt zwischen China und den USA steckt Australien in einer Zwickmühle

Wenn man verwirrt darüber ist, weshalb Australien sich darauf vorbereitet, einen nicht zu gewinnenden Krieg gegen seinen wichtigsten Handelspartner zu führen, der in direktem Widerspruch zu den eigenen Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen steht, dann hat das einen Grund: Australien hat mehr Angst vor den USA als vor China.
Im Konflikt zwischen China und den USA steckt Australien in einer ZwickmühleQuelle: Gettyimages.ru © Tayfun Coskun/Anadolu Agency

Von Caitlin Johnstone

Als Teil des unerbittlichen Angriffs der australischen Medien mit ihrer "Krieg mit China"-Propaganda hat die staatlich geführte Australian Broadcasting Corporation (ABC) einen Radiobeitrag über neu enthüllte Details des Atom-U-Boot-Abkommens innerhalb von AUKUS ausgestrahlt, mit zwei Studiogästen als Unterstützer des Abkommens, moderiert von einer weiteren begeisterten Unterstützerin des Abkommens. Einer der Gäste, Australiens ehemaliger Schatzkanzler und Botschafter in den Vereinigten Staaten Joe Hockey, machte dabei einige interessante Bemerkungen.

"Dieses Abkommen kettet uns für die kommenden Jahrzehnte an die Vereinigten Staaten an. Besteht die Gefahr, dass wir als Junior-Partner in diesem Abkommen werden tun müssen, was die USA uns befehlen, wenn es um zukünftige Kriegseinsätze geht?",

fragte Moderatorin Patricia Karvelas. Hockey antwortete:

"Nun, wir sind bereits vollständig in das US-Militär integriert, und das wohl seit mehr als hundert Jahren. Wir sind das einzige Land der Welt, das in den vergangenen hundert Jahren in jeder größeren Schlacht Seite an Seite mit den USA gekämpft hat. Und schon heute ist in weiten Teilen unserer Marine das Aegis Combat System, ein amerikanisches System, im Einsatz. Unsere aktuellen U-Boote der Collins-Klasse verwenden amerikanische Torpedos und in jedem wichtigen Aspekt, sei es bei den Kommunikationssystemen oder bei der Integration, haben wir bereits amerikanische Technologie im Einsatz und sind bereits in amerikanische Systeme integriert. In dieser Hinsicht ergibt sich hier also nichts Neues."

Das trifft zu. Australien ist untrennbar mit dem US-Militär verflochten und in der Praxis nichts anderes als ein weiterer Aktivposten des US-Militärs und der Geheimdienste, und das in einem solchen Ausmaß, dass die US-Marine Berichten zufolge plant, Australien als Außenposten mit einer voll ausgebauten U-Boot-Basis zu nutzen, für die gesamte Bandbreite an Unterwasseraktivitäten im asiatisch-pazifischen Raum. 

In einem unglaublich dreisten Eingeständnis, dass die australische Regierung die Souveränität der Nation vollständig an eine ausländische Macht abgegeben hat, sagte der stellvertretende Premierminister und Verteidigungsminister Richard Marles vergangenes Jahr, dass die australischen Streitkräfte "weit über die Interoperabilität hinaus, hin zur vollen Integration in das US-Militär übergegangen sind", damit sie "nahtlos und effizient zusammenarbeiten können".

Auf die Frage nach den Hunderten von Milliarden Dollar, die dieses U-Boot-Programm die Australier kosten wird, antwortete Hockey, dass "die Kosten eines Scheiterns weitaus höher sein würden als die Kosten für diese Investitionen". Er nannte Australiens Häfen und Schifffahrtsrouten, die ohne den Abschreckungsfaktor der neuen U-Boote angegriffen werden könnten.

Diese Behauptung ist Humbug. Wie in der australischen Fernsehserie "Utopia" humorvoll aufgezeigt wurde, ist China angeblich jene fremde Macht, die davon abgehalten werden soll, Australiens Häfen und Schifffahrtsrouten anzugreifen. Aber da China Australiens größter Handelspartner ist, bedeutet dies, dass wir effektiv Hunderte von Milliarden Dollar ausschütten, um unseren Handel mit China vor China zu schützen.

In Wirklichkeit bewaffnet sich Australien nicht gegen China, um sich vor China zu schützen. Australien rüstet sich gegen China auf, um sich vor den Vereinigten Staaten zu schützen. Diese Dynamik wurde in ihrer ganzen grotesken Pracht durch eine Präsentation des US-amerikanischen Politikanalysten John Mearsheimer im Jahr 2019 bei der australischen Denkfabrik Centre for Independent Studies (Zentrum für unabhängige Studien) veranschaulicht. In seiner üblichen unbequemen und unverblümten Art legte Mearsheimer seinem Publikum dar, dass die USA alles tun werden, um Chinas Aufstieg zu stoppen und zu verhindern, dass es die dominierende Macht in der Region wird. Australien wird sich in diesem Kampf mit den USA verbünden müssen, ansonsten werde es sich dem Zorn Washingtons aussetzen.

"Die Frage, die auf dem Tisch liegt, ist, wie die australische Außenpolitik angesichts des Aufstiegs Chinas aussehen sollte", fuhr Mearsheimer fort. "Ich sage Ihnen, was ich vorschlagen würde, wenn ich Australier wäre."

Mearsheimer stellte fest, dass China wirtschaftlich weiter wachsen und diese wirtschaftliche Macht in militärische Macht umwandeln wird, um Asien zu dominieren, "so wie die USA die westliche Hemisphäre dominieren". Er erklärte, warum er glaubt, dass die USA und ihre Verbündeten alle Möglichkeiten haben, dieses Ereignis zu verhindern:

"Es stellt sich somit die Frage, was das alles für Australien bedeutet. Nun, man ist sicher in einer Zwickmühle. Jeder weiß, was für ein Dilemma das ist. Übrigens ist Australien nicht der einzige Staat in Ostasien, der sich in dieser Zwickmühle befindet. Diese Staaten handeln enorm viel mit China, und dieser Handel ist sehr wichtig für ihren Wohlstand, keine Frage. In Bezug auf die Sicherheit möchte man eigentlich mit den USA mitgehen. Es macht einfach viel mehr Sinn, oder? Und man versteht, dass Sicherheit wichtiger ist als Wohlstand, denn wenn man nicht überlebt, wird man auch keinen Wohlstand haben können. (...) Jetzt sagen manche Leute, es gibt eine Alternative: Man könne mit China statt mit den USA mitgehen. Es gibt zwei Dinge, die ich Ihnen dazu sagen möchte. Erstens, wenn man mit China mitgeht, sollte man verstehen, dass man dann der Feind der USA ist. Man entscheidet sich dann, ein Feind der Vereinigten Staaten zu werden. Noch mal: Wir sprechen hier von einem intensiven Wettstreit bei der regionalen Sicherheit. Entweder man ist mit den USA oder man ist gegen die USA. Und wenn man ausgiebig mit China Handel betreibt und mit China befreundet ist, untergräbt man damit die Vereinigten Staaten in diesem intensiven Wettstreit bei der regionalen Sicherheit. Aus der Sicht der USA füttert man das Biest. Und das wird die USA nicht glücklich machen. Und wenn die USA nicht glücklich sind, sollte man nicht unterschätzen, wie böse die USA sein können. Fragen Sie einfach Fidel Castro."

Ein nervöses Gelächter aus dem Publikum unterstrich die aufrührerischen Beobachtungen von Mearsheimer. Es ist bekannt, dass die CIA zahlreiche Versuche unternommen hat, Castro zu ermorden.

Wenn man also verwirrt darüber ist, weshalb Australien sich darauf vorbereitet, einen nicht zu gewinnenden Krieg gegen seinen wichtigsten Handelspartner zu führen, der in direktem Widerspruch zu den eigenen Sicherheits- und Wirtschaftsinteressen steht, dann ist das der Grund. Es liegt daran, dass Australien letztlich mehr Angst vor den USA hat als vor China.

Entgegen den Behauptungen von Joe Hockey zahlt Australien Hunderte von Milliarden Dollar, um sich noch weiter in die US-Kriegsmaschine zu integrieren, weil "die Kosten eines Scheiterns weitaus höher sein würden als die Kosten für diese Investitionen". In Wahrheit sind diese Hunderte von Milliarden Dollar eher wie eine Zahlung von Schutzgeld an die Mafia: Wir geben dem Boss seinen Anteil, damit er unsere Geschäfte nicht ruiniert und uns die Kniescheiben nicht zertrümmert.

Niemand spricht darüber, obwohl jeder, der sich mit der US-Außenpolitik befasst, weiß, dass es genau so ist. Die australischen Propagandisten erfinden immerfort Geschichten darüber, was China uns antun könnte, wenn wir bei Washingtons Angriffslust gegen Peking nicht mitspielen. Aber sie sprechen nie darüber, was die USA uns antun würden, wenn wir nicht mitspielen würden. Das liegt daran, dass sie nicht wollen, dass wir zu sehr darüber nachdenken, wie wir von der mächtigsten Regierung der Welt gezwungen werden, uns auf einen Krieg von unfassbarem Schrecken vorzubereiten, unter der stillschweigenden Drohung, uns noch schlimmere Schrecken zuzufügen, wenn wir uns weigern.

Im sich zuspitzenden Konflikt zwischen China und den USA befindet sich Australien in einer Zwickmühle. Die USA sind verantwortlich für die zunehmenden Feindseligkeiten zwischen China und dem westlichen Machtbündnis, in ihrem verzweifelten Versuch, die unipolare Hegemonie zu sichern. Die USA sind dafür verantwortlich, Angst in anderen Ländern zu schüren, die wissen, welches Schicksal ihnen widerfahren könnte, wenn sie dem Diktat aus Washington nicht gehorchen. Die USA sind dafür verantwortlich, eine Situation geschaffen zu haben, in der wir uns gezwungen sehen zu wählen, ob wir unsere Söhne und Töchter in die Getriebe eines unvorstellbar schrecklichen Krieges werfen, während wir gleichzeitig unsere Wirtschaft ruinieren und ein nukleares Armageddon riskieren, oder uns der Rache- und Vergeltungsmaßnahmen einer Regierung unterwerfen, die weitaus gewalttätiger und destruktiver ist als China.

Diese völlig unerträgliche Situation ist der Grund, warum die Australier gerade jetzt aggressiv mit Kriegspropaganda über China bombardiert werden. Wenn es uns erlaubt wäre, wahrheitsgemäße Informationen zu beziehen und normale Gedanken zu denken, würde kein geistig gesunder Mensch all dem jemals zustimmen.

Aber hier stehen wir nun mal, und es wird nicht besser, solange die Menschen nicht verstehen, was gerade passiert. Wir müssen darüber reden, und wir müssen allen helfen, die Realität der Situation zu verstehen, in der wir uns jetzt befinden. Solange sie sich nicht von den Fesseln des US-Imperiums befreit, wird die Menschheit am Ende keine Chance haben.

Übersetzt aus dem Englischen.

Caitlin Johnstone ist eine unabhängige Journalistin aus Melbourne, Australien. Ihre Webseite findet sich hier und man kann ihr auf Twitter unter @caitoz folgen.

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