International

Facebook erklärt Seymour Hershs Nachforschungen für "falsch"

Facebook hat Seymour Hershs Nachforschungen für "falsch" erklärt. Der US-amerikanische Gigant der sozialen Netzwerke beruft sich auf Bewertungen "unabhängiger Faktenprüfer" aus Norwegen und der Ukraine. Deren Begründungen sind allerdings schwach.
Facebook erklärt Seymour Hershs Nachforschungen für "falsch"Quelle: Gettyimages.ru © Bernard Weil / Kontributor

Facebook wurde kritisiert, nachdem es entschieden hatte, die Berichte des investigativen US-Journalisten Seymour Hersh als "falsch" zu kennzeichnen. Hersh schrieb von US-Beteiligung an der Sabotage der Nord-Stream-Pipelines und zuletzt über vermuteten Diebstahl von US-Hilfen durch Kiew. Facebook erklärte, dass die "Faktenprüfung" durch Portale, die mit Norwegen und der Ukraine verbunden sind, seinen Einsatz dieser Kennzeichnung rechtfertige.

Hersh hatte im Februar darüber informiert, dass die letztjährige Demolierung der Nord-Stream-Pipelines, die gebaut worden waren, um Erdgas von Russland nach Deutschland zu transportieren, von US-Präsident Joe Biden angeordnet und von einem Team aus den USA und Norwegen ausgeführt worden sei. Beide Nationen haben die Verantwortung bestritten.

Hershs Artikel über die Zerstörung der Gasleitungen, den er auf der Plattform Substack veröffentlicht hat, wurde nun von Facebook als "falsche Information" gekennzeichnet, bemerkte der Journalist Michael Shellenberger am Dienstag. Facebook nutzt dritte Parteien, die es für unabhängige Faktenchecker hält, um zu entscheiden, wann Nutzer vor den Inhalten von Links gewarnt werden, die auf der Plattform gepostet wurden.

"Es gibt eine große Debatte, wer Nord Stream gesprengt hat. Statt diese Debatte zu erlauben, stellt sich Facebook auf eine Seite. Es zensiert den Pulitzer-Preisträger Seymour Hersh. Und statt einer Erklärung schickt Facebook die Leser zu einem Artikel auf Norwegisch."

In diesem Fall war der Faktenchecker der norwegische Staatssender NRK. Am 14. März übernahm dieser einen Artikel von Faktisk.no, einer Medienüberwachungstruppe, die NRK zu ihren Partnern zählt. Letztere erklärten, dass, bezogen auf offen verfügbare Quellen, Hersh sich bezüglich der vermeintlichen Beteiligung von Schiffen der norwegischen Marine bei der Sabotage von Nord Stream geirrt habe.

"Ob Hersh nun recht hat oder nicht, seine Reportage sollte öffentlich diskutiert werden, nicht zensiert", betonte Shellenberger, der jüngst half, Zensur in sozialen Netzwerken als Teil der Twitter Files zu enthüllen. Er fügte hinzu:

"Die Handlungen von Facebook widersprechen der amerikanischen Tradition freier und offener Debatte und der Zurückweisung geheimer, autoritärer Zensur."

Vergangene Woche veröffentlichte Hersh einen weiteren explosiven Bericht, in dem er erklärte, dass die US-Nachrichtendienste von der großangelegten Unterschlagung amerikanischer Hilfsgelder durch die ukrainische Führung wüssten. Auch diesen Bericht markierte Facebook als "falsch" und zitierte die Meinung von StopFake.org – einer in der Ukraine ansässigen, aus dem Westen finanzierten Medienüberwachungsfirma, die geschaffen wurde, um "russische Desinformation" zu bekämpfen.

StopFake bestritt Hershs Vorwürfe, weil Substack eine Plattform zur Selbstveröffentlichung ist und kein "anerkanntes Medium". Sie bezogen sich auch auf Erklärungen von US-Vertretern, die behaupteten, dass sie keine Belege dafür gesehen hatten, dass US-Hilfe in der Ukraine beiseitegeschafft worden sei. Wenn Hershs Vorwürfe wahr wären, dann wäre die Korruption "amerikanischen Prüfern bekannt, und sie hätte sich negativ auf die Unterstützung für die Ukraine ausgewirkt", erklärte das Portal.

Hersh verglich die Lage in der Ukraine mit dem, was in den zwei Jahrzehnten US-Militärpräsenz in Afghanistan geschehen war. Die Berichte amerikanischer Inspektoren legten Jahr für Jahr grassierende Korruption offen, aber das schien die US-Aufwendungen für "Wiederaufbau"-Bemühungen in keiner Weise zu beeinträchtigen.

Mehr zum Thema - Seymour Hersh zu Nord Stream: "Scholz spielte das Spiel mit – und hält seitdem dicht" 

 

Durch die Sperrung von RT zielt die EU darauf ab, eine kritische, nicht prowestliche Informationsquelle zum Schweigen zu bringen. Und dies nicht nur hinsichtlich des Ukraine-Kriegs. Der Zugang zu unserer Website wurde erschwert, mehrere Soziale Medien haben unsere Accounts blockiert. Es liegt nun an uns allen, ob in Deutschland und der EU auch weiterhin ein Journalismus jenseits der Mainstream-Narrative betrieben werden kann. Wenn Euch unsere Artikel gefallen, teilt sie gern überall, wo Ihr aktiv seid. Das ist möglich, denn die EU hat weder unsere Arbeit noch das Lesen und Teilen unserer Artikel verboten. Anmerkung: Allerdings hat Österreich mit der Änderung des "Audiovisuellen Mediendienst-Gesetzes" am 13. April diesbezüglich eine Änderung eingeführt, die möglicherweise auch Privatpersonen betrifft. Deswegen bitten wir Euch bis zur Klärung des Sachverhalts, in Österreich unsere Beiträge vorerst nicht in den Sozialen Medien zu teilen.