Meinung

Scott Ritter: Realistische Simulationen hätten die enormen Verluste Kiews vorhersagen können

Die NATO schickte mit der Gegenoffensive gegen Russland wissentlich ukrainische Truppen in den sicheren Tod. Angesichts der Ergebnisse in der Schlacht bei Orechow Anfang dieses Monats scheint der Slogan "… bis zum letzten Ukrainer" auch zum allgemeinen Schlachtruf der NATO geworden zu sein.
Scott Ritter: Realistische Simulationen hätten die enormen Verluste Kiews vorhersagen könnenQuelle: Sputnik © RIA Nowosti

Von Scott Ritter

Die Ukraine schickte Anfang des Monats eine ihrer besten Brigaden in den Kampf, als Teil ihrer lange erwarteten Gegenoffensive mit dem Ziel, die von russischen Streitkräften kontrollierten Gebiete zurückzuerobern.

An der Spitze des Angriffs in der Nähe der Stadt Orechow in der Region Saporoschje stand die 47. Mechanisierte Brigade, die nun mit Ausrüstung der NATO bewaffnet war und diese unter Einsatz der kombinierten Waffendoktrin und kombinierten Waffentaktiken der NATO einsetzte. Vor der Operation verbrachte diese Brigade mehrere Monate auf einem Stützpunkt in Deutschland, um "westliches Fachwissen" in der Kriegsführung mit kombinierten Waffen zu erlernen.

Bei der Vorbereitung auf die bevorstehenden Kämpfe half ihnen eine in Deutschland entwickelte Computersimulation der NATO namens KORA, das Offizieren und Unteroffizieren ermöglichen soll, die Bedingungen auf einem Schlachtfeld zu simulieren und so bessere Vorgehensweisen gegen einen bestimmten Feind zu entwickeln – in diesem Fall gegen die russischen Streitkräfte.

Wenn es jemals ein Beispiel dafür gab, wie sich eine speziell aufgebaute ukrainische Stellvertretertruppe der NATO gegen einen russischen Feind schlagen würde, dann wäre die 47. Brigade das ideale Fallbeispiel. Doch schon wenige Tage nach Beginn des Angriffs war die Kampfgruppe buchstäblich dezimiert, da mehr als zehn Prozent der über 100 in den USA hergestellten Infanterie-Schützenpanzer M2 Bradley zerstört waren sowie Hunderte von Soldaten der Brigade getötet oder verwundet auf dem Schlachtfeld zurückgelassen wurden. Die in Deutschland hergestellten Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 und unzählige Minenräumfahrzeuge ergänzten das Trümmerfeld westlich von Orechow, nachdem sie es nicht geschafft hatten, die erste russische Verteidigungslinie zu durchbrechen. Die Gründe für dieses Debakel lassen sich auf die Rolle von KORA bei der Bildung eines falschen Selbstvertrauens unter den Offizieren und Soldaten der 47. Brigade zurückführen. Leider mussten die Ukrainer und ihre NATO-Chefs feststellen, dass das, was in einer Computersimulation funktioniert hat, nicht automatisch einem realen Erfolg auf dem Schlachtfeld gleicht.

KORA ist ein fortgeschrittenes Computersystem für Kriegssimulation, das im Auftrag der deutschen Bundeswehr entwickelt wurde, um Handlungsanalysen und auf Szenarien basierte taktische Experimente für Stabsoffiziere zu unterstützen. Dieses System wurde in das System für Kriegssimulation der NATO integriert, um die Ausbildung der 47. Brigade im Trainingszentrum der US Army in Grafenwöhr zu unterstützen. Grafenwöhr in Deutschland war von Januar bis Mai 2023 der Standort der 47. Brigade. Während KORA zunächst in der Lage ist, generisch Geländekarten für Kampfsimulationen gegen einen fiktiven Feind zu erstellen, kann es auch mittels tatsächlicher Geländemodelle und realer Schlachtverläufe angepasst werden, um die Vorbereitungen auf einen nächsten Kampfeinsatz zu unterstützen.

Zweifellos operierte KORA im letztgenannten Modus, als es zur Ausbildung der 47. Brigade eingesetzt wurde, wobei digitalisierte Karten des Geländes um Orechow mit den russischen Verteidigungspositionen ergänzt wurden, die von Einheiten der russischen 42. motorisierten Schützendivision – namentlich dem 291. und dem 70. motorisierten Schützenregiment – besetzt waren.

Mit der Unterstützung ihrer Ausbilder von der NATO hatten die Offiziere der ukrainischen 47. Brigade wahrscheinlich mehrere Szenarien durchgespielt, die eine entsprechende Verteidigungsleistung vonseiten Russlands vorwegnahmen, um es den Ukrainern zu ermöglichen, die Ergebnisse auf dem Schlachtfeld vorauszuberechnen und die ideale Vorstoßachse zu bestimmen, mit der die russische Abwehr hätte durchbrochen werden können.

Von allen militärischen Operationen, zu deren Simulation KORA in der Lage ist, ist wohl das Durchbrechen einer befestigten Verteidigungslinie die schwierigste Operation. Die dafür gedachte Doktrin ist in der US Army unter dem Kürzel SOSRA bekannt (Supress, Obscure, Secure, Reduce and Assault – Unterdrücken, Verschleiern, Sichern, Minimieren und Angreifen). Für jedes dieser fünf Modelle wäre ein separates KORA-Untermodell erforderlich gewesen, das speziell zur Simulation der damit verbundenen, jeweils einmaligen Missionsanforderungen entwickelt wurde. Tatsache ist jedoch, dass das Grundwissen der Ukrainer über die SOSRA-Elemente nicht auf geeignete Weise geübt werden konnte, weil ihnen für die Ausführung solcher Aufgaben einfach die erforderlichen Ressourcen fehlten.

Nehmen wir zum Beispiel das "Unterdrücken". Nach Vorgaben der US Army ist das "Unterdrücken eine taktische Aufgabe, die dazu dient, direktes oder indirektes Feuer oder einen elektronischen Angriff auf feindliches Personal, Waffen oder Ausrüstung einzusetzen, um feindliches Feuer und die Beobachtung der eigenen Streitkräfte durch den Feind zu verhindern oder zu beeinträchtigen". KORA müsste zur Unterstützung der Hauptsimulation mindestens vier Untermodelle einsetzen, um ein angemessenes Unterdrückungsmodell zu erstellen, das die Elemente Luftabwehr, Luftverteidigung, elektronische Kriegsführung und Artilleriefeuer umfasst. Der Ukraine mangelt es jedoch an brauchbaren Kapazitäten für Luftangriffe, und dank der systematischen russischen Unterdrückung feindlicher Operationen zur Luftverteidigung waren die Operationsgebiete der Ukraine, in denen sich Einheiten wie die 47. Brigade sammelten und operierten, den russischen Luftangriffen nahezu schutzlos ausgeliefert. Die russische Überlegenheit bei der Artillerie und der elektronischen Kriegsführung machte auch alle taktischen Vorteile zunichte, die sich die Ukraine durch den Einsatz ihrer Ressourcen erhofft hatte. Der Zweck der Unterdrückung bei Durchbruchsoperationen besteht darin, jene Kräfte zu schützen, die mit dem Durchbruch durch ein Hindernis beauftragt sind. Zum "Unterdrücken" stellt die US Army in ihrer Grundsatzdoktrin fest, das sei "eine für die Mission kritische Aufgabe, die während einer Durchbruchsoperation durchgeführt wird. Die Unterdrückung löst im Allgemeinen die darauffolgenden Aktionen am gegnerischen Hindernis aus". Kurz gesagt: Ohne angemessene Unterdrückung wird der gesamte Angriff scheitern.

Die Logik besagt, dass jeder verantwortungsvolle Einsatz des Simulationssystems KORA das Scheitern des Angriffs der 47. Brigade vorhergesagt hätte. Laut der Washington Post planten die Offiziere der 47. Brigade "ihre Angriffe und ließen sich dann [von KORA] die Ergebnisse zeigen – wie ihre russischen Feinde darauf reagieren könnten, wo ein Durchbruch möglich sein könnte und wo man Verluste erleiden würde". Die KORA-Simulation ermöglichte es den ukrainischen Offizieren, ihre Aktionen zu koordinieren, "um zu testen, wie man auf dem Schlachtfeld zusammenarbeiten würde".

Da die Struktur der ukrainischen Streitkräfte nicht ausreichte, um die einsatzkritische Aufgabe der Unterdrückung zu erfüllen, gab es für die ukrainischen Streitkräfte keine Chance, die eigentlichen Anforderungen einer Durchbruchsoperation zu erfüllen, also die Zerstörung feindlicher Streitkräfte auf der gegenüberliegenden Seite der Verteidigungslinie. Die Ukrainer gingen jedoch gemäß ihren KORA-"Erfahrungen" zuversichtlich davon aus, dass sie einen erfolgreichen Plan ausgearbeitet hatten, mit dem sie die russischen Verteidigungslinien in und um Orechow durchbrechen konnten.

Wenn man die Struktur einer KORA-basierten Simulation untersucht, wird deutlich, dass das System vollständig von den verschiedenen Daten abhängt, die eine Simulation als Ganzes definieren. Jeder Aspekt der Simulation wird aus jenen Parametern abgeleitet, die von den Verantwortlichen für die Schulung einprogrammiert wurden. Während man hoffen muss, dass die Ausbilder die Simulation mit einem Mindestmaß an professioneller Integrität durchgeführt haben, hätten wichtige Daten erheblich modifiziert und angepasst werden müssen. Es sei denn, dass sowohl die Ausbilder der NATO als auch ihre ukrainischen Rekruten wären auch noch mit selbstmörderischen Eigenschaften von Lemmingen ausgestattet worden, was allein hätte bewirken können, die ukrainischen Streitkräfte dafür zu motivieren, einem solchen Angriffsplan zuzustimmen.

Man könnte erwarten, dass die Leistungsmerkmale der angreifenden Streitkräfte zwar in einer Simulation übertrieben sein können, aber die tatsächlichen Fähigkeiten der beteiligten Streitkräfte wenigstens noch in einem relativen Maß realistisch widerspiegeln – etwas anderes zu glauben würde darauf hindeuten, dass die Ukrainer völlige Wahnvorstellungen hatten. Einer der entscheidenden Faktoren, die bei der Programmierung von KORA verwendet werden, sind jedoch die sogenannten "Verhaltensagenten“, wie sie die Designer von KORA zum Festlegen von Regeln "für das Verhalten der jeweiligen Einheiten" bezeichnen. Hier haben die Ausbilder der NATO ihre ukrainischen Rekruten höchstwahrscheinlich im Stich gelassen.

Die Vorstoßachse bei Orechow sollte eine "Nahtstelle" zwischen dem 291. und dem 70. motorisierten Schützenregiment der russischen 42. motorisierten Schützendivision ausnutzen. Die von den Ausbildern der NATO programmierten "Verhaltensagenten" schienen die Russen – insbesondere die des 70. Regiments – als schlecht ausgebildete, schlecht geführte, schlecht ausgerüstete und schlecht motivierte Truppen zu behandeln. Kurz gesagt, die Ausbilder der NATO kompensierten die Unfähigkeit der Ukraine, Kräfte zusammenzustellen, die auch nur die grundlegendsten Aufgaben der Unterdrückung erfüllen könnten, indem sie als unvermeidlich den Zusammenbruch des Widerstandswillens der russischen Soldaten vorhersagten. Die realen russischen Verteidiger reagierten jedoch genau entgegengesetzt zur Simulation ihrer Leistungsfähigkeit. Nach Angaben des Institute for the Study of War (Institut für Kriegsstudien) reagierten die Russen "auf den ukrainischen Angriff mit einem untypischen [sic!] Maß an Kohärenz", während sie "ihre formelle taktische Verteidigungsdoktrin" umsetzten und die ukrainischen Angriffe südwestlich von Orechow abwehrten.

Die Realität ist, dass die Ukrainer die russischen Verteidigungsanlagen um Orechow zu keiner Zeit auch nur annähernd erreichen konnten, geschweige denn durchbrechen. Die Gründe für dieses Scheitern sind vielfältig, darunter das Nichtbeherrschen der westlichen Ausrüstung, die von der 47. Brigade eingesetzt wurde, die schlechte taktische Planung und – am wichtigsten – das Versagen der Ukrainer beim Unterdrücken des russischen Artilleriefeuers, bei der elektronischen Kriegsführung und fehlender Kräfte in der Luft, was ein taktisches Durchbrechen der russischen Hindernisgürtel – insbesondere der dichten Minenfelder – unmöglich machte. Alle diese Fehler waren vorhersehbar, was bedeutet, dass die Ausbilder der NATO das KORA-System bewusst "manipuliert" haben mussten, um während der Ausbildungsphase das gewünschte Ergebnis auf dem simulierten Schlachtfeld zu erzielen.

Ich kann aus eigener Erfahrung über jene Rolle sprechen, die Computersimulationen bei der Vorbereitung eines Angriffs auf befestigte Stellungen spielen. Im Oktober 1990 wurde ich vom Hauptquartier des Marine Corps damit beauftragt, eine Computersimulation mit dem neu beschafften Simulationssystem JANUS durchzuführen, um die in Saudi-Arabien stationierten Einsatzplaner der Marines bei ihrer Mission zu unterstützen, die irakischen Verteidigungsstellungen an der Grenze zwischen Kuwait und Irak zu durchbrechen. Den Marines war vom Armeegeneral Norman Schwarzkopf befohlen worden, einen Frontalangriff mit zwei Divisionen auf die irakischen Verteidigungsanlagen durchzuführen. Der Angriff war Teil einer Aktion, die Bagdad daran hindern sollte, als Reaktion auf den Hauptangriff der US Army auf die Westflanke Iraks Truppen dorthin zu verlegen.

Der Kommandeur der Marines im Persischen Golf, General Walt Boomer, hatte sich an Generalmajor Matthew Caulfield, den Direktor des Zentrums für Kriegsführung des Marine Corps in der Basis Quantico (MCB Quantico), gewandt, um Unterstützung bei der Auswahl der vorteilhaftesten Sektoren der irakischen Verteidigung für Angriffsoperationen zu erhalten. Im September 1990 wurde ich von der Schule für amphibische Kriegsführung abgezogen, um Planungsunterstützung für ein Ad-hoc-Team zu leisten, das von General Al Gray als dem Kommandanten des Marine Corps zusammengestellt wurde, um alternative Optionen zu dem von General Schwarzkopf vorangetriebenen Frontalangriff zu entwerfen. 

Das Ergebnis dieser Bemühungen – ein amphibischer Angriff auf die Halbinsel al-Faw – wurde von General Gray genehmigt, aber letztendlich von General Schwarzkopf abgelehnt. Das brachte die Marines zurück auf Feld Eins – von wo aus sie das durchführen mussten, was viele als selbstmörderischen Angriff auf dichte irakische Verteidigungsanlagen betrachteten.

Als einer der Hauptautoren des Angriffsplans auf al-Faw hatte ich in der vornehmen Atmosphäre der MCB Quantico einen ziemlich hohen Bekanntheitsgrad erlangt, insbesondere für jemanden im Rang eines jungen Hauptmanns. Generalmajor Caulfield beauftragte mich mit der Anwendung des JANUS-Systems für das Austesten verschiedener Optionen, die durch die Marines von General Boomer genutzt werden könnten, um die irakische Verteidigung zu durchbrechen. Ich wusste weder etwas über JANUS noch über computergestützte Simulationen. Glücklicherweise hatte ich ein Team aus sachkundigen Marineinfanteristen, die JANUS bereits eingesetzt hatten, um Rekruten zu trainieren. Dennoch war JANUS auch für die Marines noch neu. Die US Army nutzte JANUS seit 1983, unter anderem zur Durchführung von Simulationen bei der Vorbereitung der US-Invasion in Panama im Jahr 1989. Das System wurde auch bei der Planung von General Schwarzkopfs Angriff auf die Westflanke der irakischen Verteidigungsanlagen eingesetzt. Das Marine Corps begann jedoch erst im August 1990 mit JANUS zu arbeiten und auch dann nur zur Unterstützung bei der Ausbildung. Der mir erteilte Auftrag stellte den ersten operativen Einsatz von JANUS durch das Marine Corps zur Unterstützung eines realen Szenarios dar.

Nachdem ich von meinem Team über die verschiedenen Parameter in Kenntnis gesetzt worden war, die in JANUS programmiert werden müssten, um die gewünschten Szenarien zu simulieren, machte ich mich daran, detaillierte Luftbilder zusammenzutragen, um genaue Geländekarten der Verteidigungsanlagen zu erstellen, die von den Marines durchbrochen werden sollten. Ich ließ mir von der NSA auch eine detaillierte Kampfordnung der irakischen Einheiten liefern, die in den Verteidigungsstellungen eingesetzt waren, einschließlich der Berichte über deren Kampferfahrungen, Leistungen und Führung. Ich habe meine Marines damit beauftragt, ähnliche Daten über jene Einheiten des Marine Corps zusammenzutragen, von denen erwartet wurde, dass sie den Angriff durchführen sollten. Anschließend fütterten wir JANUS sorgfältig mit diesen Daten und drückten die Eingabetaste.

Das Ergebnis der Simulation war eine Katastrophe – die US-Marines waren vernichtet, noch bevor sie die irakischen Verteidigungsanlagen erreicht hatten.

Ich setzte mich mit meinen Marines zusammen, um die Ergebnisse zu analysieren. Zwei Dinge wurden deutlich: Wir hatten beim Programmieren die irakischen Fähigkeiten überschätzt und die Maßnahmen der Marines zum Unterdrücken des Feindes zu gering angesetzt. Aber ich wollte nicht einfach zulassen, dass das System "manipuliert" wird. Gemeinsam mit meinen Marines haben wir versucht zu definieren, welche Maßnahmen ergriffen werden müssten, um die irakischen Verteidigungsfähigkeiten zu reduzieren, und jene Ressourcen richtig zu definieren, die von den Marines benötigt werden, um die irakischen Verteidigungsfähigkeiten zu unterdrücken und gleichzeitig die Aufgabe zu erfüllen, die Verteidigungslinien zu durchbrechen.

Mehr als einen Monat lang führte mein Team immer und immer wieder die Simulation durch und wertete die jeweils gewonnenen Erkenntnisse aus, bevor es sich erneut der zeitintensiven Aufgabe widmete, die Daten nochmals ordentlich im JANUS-System zu programmieren. Anfang November hatten wir endlich eine Lösung, die funktionieren konnte. Generalmajor Caulfield war bei der endgültigen JANUS-Simulation anwesend und befahl mir anschließend, einen Bericht zu verfassen, den er dann an General Boomer schickte.

Eines der Dinge, auf die ich in meiner Militärkarriere am meisten stolz bin, ist die Tatsache, dass die Angriffsdurchbrüche der Marines während der Operation Desert Storm fast genauso abliefen, wie mein Team und ich es in der JANUS-Simulation vorhergesagt hatten. Nach dem Krieg lobte General Caulfield mein Team und mich dafür, dass wir eine wichtige Rolle bei der Gestaltung des erfolgreichen Angriffs der Marines gespielt hätten. Wir haben dieses Ergebnis erreicht, indem wir uns an die Grundprinzipien von Professionalität und Integrität gehalten haben, uns weigerten, Abstriche aus Gründen der Zweckmäßigkeit zu machen, und somit realistisch für die militärische Kampfkraft blieben, die eingesetzt werden müsste, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.

Hätten sich bloß die Ausbilder der NATO, die wissentlich die Männer der ukrainischen 47. mechanisierten Brigade und zahlreicher anderer Brigaden in den Tod schickten, an solche Standards gehalten. Stattdessen schickten sie diese Truppen in einen vergeblichen Versuch, Verteidigungsanlagen zu durchbrechen, die aufgrund der Unterschiede in Ausbildung und Truppenzusammensetzung zwischen den ukrainischen und russischen Streitkräften unmöglich zu überwinden waren. 

Wären diese Ausbilder der NATO gewissenhaft gewesen, würde es heute sehr viel weniger ukrainische Witwen und Halbweisen geben, die um den Verlust ihrer Ehemänner und Väter trauern. Dies ist mehr als alles andere wohl die wichtigste Lehre, die man aus der Ballade von KORA und JANUS ziehen kann: Weder die NATO noch die Vereinigten Staaten von Amerika kümmern sich um das Leben der Ukrainer, die sie in der schrecklichen Kunst des Krieges ausbilden.

Offenbar ist der republikanische Senator Lyndsey Graham nicht der Einzige, der den russisch-ukrainischen Konflikt so lange fortsetzen will, bis Kiew kein Kanonenfutter mehr hat. Angesichts der Ergebnisse in Orechow Anfang dieses Monats scheint "... bis zum letzten Ukrainer" auch der allgemeine Schlachtruf der NATO zu sein.

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Übersetzt aus dem Englischen

Scott Ritter ist ein ehemaliger Offizier für Aufklärung der US-Marineinfanterie und Autor. Er diente den USA in der Sowjetunion als Inspektor für die Umsetzung der Auflagen des INF-Vertrags, während des Zweiten Golfkriegs im Stab von General Norman Schwarzkopf und war danach von 1991 bis 1998 als Waffen-Chefinspekteur bei der UNO im Irak tätig. Derzeit schreibt Ritter über Themen, die die internationale Sicherheit, militärische Angelegenheiten, Russland und den Nahen Osten sowie Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung betreffen. Man kann ihm auf Telegram folgen.

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