Meinung

Leere Moral-Regale: Edeka und das "Paradoxon der Vielfalt"

Edeka hat mal wieder den Zeigefinger gehoben. Diesmal mit einer Idee, deren Sinn sich nur auf den zweiten Blick erschließt. Der Ausbeuterverbund der Bauern hat seine Regale mal spaßhalber von ausländischen Produkten befreit, um seinen Kunden den Wert der Vielfalt zu erklären.
Leere Moral-Regale: Edeka und das "Paradoxon  der Vielfalt"Quelle: www.globallookpress.com © IMAGO/Michael Gstettenbauer via www.imago-images.de

Von Tom J. Wellbrock

In einem Video mit dem Titel "Wir lieben Vielfalt" sehen wir lauter leere Regale in einem Edeka-Markt. Einzig deutsche Produkte sind übriggeblieben, und Edeka weist darauf hin, wie trist es aussehen würde, wenn wir auf ausländische Produkte verzichten würden.

Abgesehen davon, dass deutsche und ausländische Produkte faktisch oft gar nicht mehr auseinanderzuhalten sind, bleibt die Frage im Raum, welche Moral uns diese Geschichte vermitteln soll.

Das Moral-Regal

Immer wieder werden wir beim Gang durch den Markt auf leere Regale hingewiesen, auf denen Sätze wie dieser stehen:

"Dieses Regal zeigt: Wir wären ärmer ohne Vielfalt."

Und was will uns der Edeka-Verbund damit sagen? Vermutlich, dass die Bürger ausländischer Herkunft für uns "Bio-Deutsche" das volle Regal darstellen, das wir brauchen. Für Kaffee, Schokolade und all die anderen Sachen, die wir so liebhaben.

Allerdings: Der eigene Umgang bei Edeka mit der Vielfalt ist mit großer Vorsicht zu genießen:

"Unter den großen Supermarktketten in Deutschland fällt Edeka beim Schutz von Menschenrechten in den Lieferketten ihrer Produkte weiter zurück. Das zeigt der aktuelle Supermarkt-Check der Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam. Während die Supermärkte Aldi, Lidl und Rewe Fortschritte beim Umgang mit Menschenrechten in ihren Lieferketten gemacht haben, bleibt Edeka stur. Die Folge: Der Konzern bleibt im Supermarkt-Check 2022 abgeschlagenes Schlusslicht. Dies zeigt, dass freiwillige Initiativen nicht ausreichen. Es braucht wirksame Gesetze, um Menschenrechtsverletzungen zu verhindern."

Die Vielfalt Edekas und der moralische Zeigefinger beschränken sich also auf stumme Einkaufsregale und mahnende Appelle an die Kunden, die gefälligst die Diversität zu feiern haben.

Tim Zahn ist Oxfam-Experte für Wirtschaft und Menschenrechte. Er sagt:

"Für einen ganzen Tag Arbeit erhalten Beschäftigte in Costa Rica bei einem Ananas-Zulieferer von Edeka beispielsweise nur 4,50 Euro – ein Lohn weit unter dem Existenzminimum."

Nun sind Aldi, Rewe und Lidl auch nicht viel besser, aber sie halten sich immerhin mit moralischem Gehabe zurück. Und ein weiteres Problem kommt hinzu.

Russophobie versus Edeka-Vielfalt

Das Gerede über Diversität und Vielfalt ist heuchlerisch und gerade in Bezug auf Deutschlands Rolle in der Welt verlogen. Man betrachte allein den Russenhass, der sich seit dem Einmarsch in die Ukraine in Deutschland breitgemacht hat. Es reicht schon längst nicht mehr aus, Russland den ach so unprovozierten völkerrechtswidrigen Angriffskrieg vorzuwerfen, den differenziert zu betrachten eigentlich die Aufgabe toleranter Menschen wäre, die sich für Entwicklungen interessieren, die zu Ereignissen führen.

Die Russophobie in Deutschland bezog auch den Sport mit ein, die Kunst, die Kultur, selbst das Fahren mit russischen Autokennzeichen kann zu einer gefährlichen Angelegenheit werden. Und nach wie vor poltert es aus Politik und Medien, dass Putin ohnehin ganz Europa überfallen und dem Erdboden gleichmachen will.

Am deutschen Wesen …

… möge die Baerbocksche Welt genesen. In aller Herren Länder ist die deutsche Außenministerin inzwischen wahlweise gefürchtet oder offiziell anerkannte Witzfigur, die nicht müde wird, die "deutschen Werte" exportieren zu wollen, was das Zeug hält.

Wie bitte, Orbán, du hast ein Problem mit der bunten LGBTQ-Welt? Setzen, sechs! Was, Fico, du willst die Ukraine nicht finanziell unterstützen? Auf die stille Treppe, aber sofort! Moment mal, Xi, du hast zu Taiwan eine andere Vorstellung als wir Deutsche? Ab ins Bett, und zwar ohne Abendessen!

Die deutsche Arroganz, gepaart mit einem unerträglichen Maß an Kriegslüsternheit, ist das glatte Gegenteil von Vielfalt, Diversität und vor allem von Toleranz. Und dass ausgerechnet der Ausbeuterverbund Edeka jetzt mit einem Video um die Ecke kommt, um das angebliche Gegenteil zu propagieren, kann man nur als lächerlich oder auch bewusst irreführend und bösartig bezeichnen.

Apropos leere Regale: Die hätte Deutschland nur zu gern in Russland bewirkt, in seinem Bemühen, Russland zu ruinieren. Es war das erklärte Ziel, in Russland eine Notlage zu erzeugen, die – wäre sie erreicht worden – in erster Linie die Bevölkerung getroffen hätte.

Daraus wurde nichts. Aber vielleicht ist die Idee von Edeka für Deutschland dennoch eine ziemlich gute Sache: Um sich daran zu gewöhnen, wie es in deutschen Supermarktregalen aussehen wird, wenn die Ampel-Koalition mit der Politik weitermachen darf, die sie seit zwei Jahren verfolgt.

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Texter, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen.

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